Wie der Fußball Afrika verzaubert
Kenntnisreich berichtet Bartholomäus Grill über Spieler, Trainer und Verbände in Afrika, vor allem aber über das widersprüchliche Land am Kap – mal Regenbogengesellschaft, mal Weltrekordhalter für Kriminalität und AIDS - in vielen Anekdoten und konkreten Einzelszenen, gestützt von Zahlen, Fakten und Hintergrundinformationen. Auch wenn die Euphorie der ersten Jahre der Transformation vorbei sei und die neue politische Elite "ihren moralischen Kompass verloren" habe, sei Panikmache die falsche Reaktion. Südafrika wird, davon ist Grill überzeugt, die Herausforderungen des Fußballweltcups WM meistern.
Wenn es um Kritik am südafrikanischen Fußball geht, nimmt Grill kein Blatt vor den Mund. Er beschreibt schlechte Plätze, torlose Spiele sowie Korruption und Selbstüberschätzung des Fußballverbandes, dessen Mannschaften in Europa allenfalls Provinzfußballern die Stirn bieten könnten. Er zeigt aber auch, wie in dem Land, in dem die Apartheid noch immer lange Schatten wirft, Fußball als traditionell "schwarzer" Sport einen Beitrag zur Überwindung von Rassenschranken leistet. Die Fußballweltmeisterschaft ist für Südafrika mehr als ein Sportereignis. Sport ist der Kitt, der die fragmentierte Nation zusammen halten kann.
Was für Südafrika gilt, gilt in gesteigertem Maße für den gesamten Kontinent. Er hilft, unerträgliche Lebenssituationen zu ertragen, er steht für Lebensfreude, Leidenschaft und Hoffnung. Aber Fußball lullt auch die Menschen ein und stärkt Diktatoren. Er kann Menschen und Völker versöhnen, aber er schützt nicht vor Barbarei. Dies zeigt Grill in engagierten, humorvollen und lebendigen Reportagen aus Nigeria, Uganda, Sambia, der Elfenbeinküste und Ruanda.